Entdecken Sie Los Angeles!
Los Angeles ist einer der mysteriösesten und faszinierendsten Orte der Welt. Hier begegnet man tatsächlich Filmstars auf der Straße. Die Kellner im Restaurant sind eigentlich Schauspieler, die Schuhverkäufer in der Mall in Wirklichkeit Drehbuchautoren. Wenn man sich durch diese Stadt bewegt, mit Sonne im Gesicht und die von Palmen gesäumten Boulevards im Visier, dann fühlt man sich oft wie im Film.
Das Spannendste an der zweitgrößten Stadt der USA ist ihre Vielfalt. Auf den ersten Blick präsentiert sich L. A. als das oberflächliche Hochglanzparadies, über das der Rest der Welt oft die Nase rümpft. Die Frauen sehen aus wie Barbiepuppen. Die Männer scheinen mehr Zeit im Sportstudio zu verbringen als bei der Arbeit. Und überall macht man sich beim enthusiastischen Small talk gegenseitig Komplimente. Auf den zweiten Blick gibt es so viel mehr zu entdecken: Die Stadt hat 22 Nobelpreisträger und ist ein bedeutender Forschungsstandort. Neben seinen Filmpalästen hat L. A. erstklassige Museen, hochkarätige Kunst und eine lebendige Theaterszene. Los Angeles heißt Kontrastprogramm: Hollywood-Glamour und Erdbeben, New-Age-Bastion und Bandenkriege, ewig blauer Himmel und Schlammlawinen, Strandvergnügen und Buschbrände. Diese Mega-Metropole ist ein Experiment, das sich täglich neu definiert. Im Einzugsbereich leben rund 10 Mio. Menschen, Tendenz steigend. Sie kommen aus 140 Nationen, sprechen 96 Sprachen. Deshalb wird dieser Stadt nachgesagt, dass sie ein Modell für die Zukunft sei.
„Die Menschen schneiden sich von den Fesseln ihres alten Lebens ab, wenn sie nach Los Angeles kommen. Sie sind auf der Suche nach einem Ort, an dem sie frei sein können, wo sie Dinge tun können, die nirgendwo anders möglich sind“, befand Tom Bradley, einst Bürgermeister dieser Stadt. Sie suchen nach Gelegenheiten zum Geldmachen oder Zuflucht vor politischer Verfolgung. Die große Freiheit produziert die absurdesten Kontraste, ein Land aus Traum und Trauma. Schon der Landeanflug auf Los Angeles ist ein Erlebnis. Dieses Monster von Stadt ist flach und breit. 115 km misst die Küstenlinie, an der entlang sich auf über 10 000 km2 das quadratische Muster aus Avenues und Boulevards erstreckt, ein Flickenteppich aus ausgewaschenem Asphalt und Grün, gespickt mit Flecken in leuchtendem Türkis, den Swimmingpools. L. A. ist ein Patchwork von 88 integrierten Städten, unterbrochen von zwei Bergketten, zusammengehalten von einem Netz aus Freeways.
Es gibt keinen perfekteren Moment, als im Cabrio über den Pacific Coast Highway durch Malibu zu cruisen. Am Horizont trifft der blaue Pazifik auf den noch blaueren Himmel. Man breitet seine Decke am Strand aus und erfreut sich an fitten Surfern und munteren Delfinen, die in den Wellen spielen. Wer mit offenen Augen durch L. A. zieht, wird viele magische Momente erleben. Man kann morgens im Meer schwimmen, mittags in den Bergen Ski laufen und sich abends in der Wüste im Sternenhimmel verlieren. Vorausgesetzt, man bleibt unterwegs nicht im Stau stecken. Traffic jam ist wegen der weiten Strecken und dem unterentwickelten öffentlichen Nahverkehr tägliches Programm. Die U-Bahn erreicht bisher nur einen winzigen Teil der Stadt. Der weitere Ausbau geht wegen notorischer Geldprobleme und der hohen Baukosten für erdbebensichere Schächte nur langsam voran. Das Busnetz ist unübersichtlich. Die meisten Straßenbahntrassen wurden Anfang des 20. Jhs. von der Automobil- und Ölindustrie überteert.
Auch L. A. hat mal klein angefangen: Mit 44 Siedlern – Indianer, Mestizen, Schwarze und zwei Spanier. Am 4. September 1781 wurde in der Bay of Smoke, wie der erste Weiße das Tal nannte, El Pueblo de Nuestra Señora la Reina des Los Angeles del Río de Porciuncula (The Town of Our Lady the Queen of the Angels by the Porciuncula River) ausgerufen. Der Rauch kam von den Feuern der Chumash-Indianer, die das Land jahrhundertelang besiedelt hatten. Der erste Marktplatz war mexikanisch. Noch heute ziehen auf der Olvera Street in Downtown Mariachi-Bands durch die Restaurants, wo im Holzkohleofen frische Tortillas gebacken werden.
Dominiert von Wolkenkratzern aus Stahl und Glas, ist Downtown der einzige Stadtteil, der echtes Großstadtflair bietet. Tagsüber drängeln sich Büroangestellte und Shopper zwischen den Häuserschächten. Abends zieht man nach den Vorstellungen in der Oper oder in der Walt Disney Concert Hall oder einem Rockkonzert in der neuen Konzerthalle L. A. Live durch die Bars und Restaurants des Loftbezirks, in dem sich in den vergangenen Jahren im Zuge der Revitalisierung Downtowns zahlreiche Künstler und Galerien angesiedelt haben. Das Zentrum des Nachtlebens findet man aber eher in Hollywood und auf dem Sunset Strip in West Hollywood. Im eleganten Beverly Hills scheint der unglaubliche Reichtum unerreichbar und doch greifbarer als irgendwo sonst auf der Welt. Im Jahr 2009 lebten im Los Angeles County 268 138 Millionäre. Damit hat der Großraum L. A. die größte Anzahl von Superreichen in ganz Amerika. Und die lassen ihren Wohlstand unbeschwert heraushängen. Man wohnt in schlossartigen Festungen, lässt sich auf dem Rodeo Drive die Einkaufstüten hinterhertragen und verzehrt in den Nobelrestaurants an einem Abend den Wert eines durchschnittlichen Monatseinkommens. Und erzählt davon jedem, der es hören will. Was dem Europäer als Prahlerei erscheinen mag, betrachtet der Kalifornier als Inspiration. Sozialneid kennt man nicht. Wer es geschafft hat, wird bewundert. Schließlich könnte man selbst der nächste Millionär sein. Auch in den ärmsten Vierteln der Stadt denkt man oft so. Und das, obwohl hier tagtäglich 17 Prozent der Menschen ein Leben unterhalb der Armutsgrenze meistern. Sie wühlen sich durch die Mülltonnen der Besserverdienenden, teilen sich winzige Apartments mit anderen Familien und Kakerlaken.
Nirgendwo könnte man von dieser Armut weiter entfernt sein als in den Hügeln über dem Sunset Boulevard: Eine Fahrt durch die Canyons führt an imposanten Anwesen vorbei. In den Bürohäusern am Wilshire Boulevard machen Agenten Millionen-Deals für Brad Pitt & Co. Paparazzi spielen auf dem trendigen Robertson Boulevard Katz und Maus mit Paris Hilton, Britney Spears u.a.
Alle großen Boulevards führen zum Meer: Mulholland, Sunset, Wilshire, Santa Monica und Venice Boulevard. Auf dem Boardwalk in Venice Beach tummeln sich Straßen- und Lebenskünstler, und die Wahrsagerin verspricht für ein paar Dollar eine rosige Zukunft. In Santa Monica reicht der Vergnügungspier weit ins Meer hinaus. Aus dem Riesenrad hat man einen Rundumblick über den Pazifik, das Häusermeer und die Berge. Darunter schlängelt sich der Pfad für Rollschuhläufer und Fahrräder kilometerlang durch den Sand. In Malibu zwängen sich die Anwesen der Schönen und Reichen zwischen den Pacific Coast Highway und die Brandung. Die Fahrt durch den Topanga Canyon führt in die einstige Hippie-Enklave in den Bergen, in der die Zeit idyllisch stehen geblieben ist. Vor dem General Store parken Pick-Ups, und im Inn of The Seventh Ray wird makrobiotische Gourmetküche serviert. In der City of Angels ist alles phantastischer, kreativer und größer. Die Angelenos haben sich ihren eigenen Planeten mit eigenen Dimensionen geschaffen. Dabei haben auch die Stararchitekten mitgemischt. Herausragend sind das Getty Center von Richard Meier und die Walt Disney Concert Hall von Frank O. Gehry, das Hollyhock House von Frank Lloyd Wright und das Gamble House der Gebrüder Greene. In den berühmten Krankenhäusern wie dem Cedars-Sinai-Center und dem UCLA Medical Center werden medizinische Wunder vollbracht – und das nicht nur beim Facelifting.
Untergangsprophezeiungen gehören zu L. A. wie der ewig blaue Himmel. Regelmäßig haben Intellektuelle diesem Ort der Eitelkeiten und der Gier das Ende vorausgesagt. In der Tat wird diese junge Stadt der Superlative immer wieder von Wachstumsschmerzen geplagt. Doch jedem Crash folgte ein neuer Boom. Nach dem Goldrausch kamen Eisenbahn, Tourismus und Zitrusplantagen, dann Ölfunde. Während sich in Europa der Erste Weltkrieg ankündigte, gründete der Schwabe Carl Laemmle die Universal Studios. Das legendäre südkalifornische Licht, das den Dingen besonders scharfe Konturen verleiht, lockte weitere Filmstudios an. Im Zweiten Weltkrieg boomte die Rüstungsindustrie. In den 1990er-Jahren wurde die Stadt von riots, Straßenkämpfen zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen, von Erdbeben und der Schließung von Militärstützpunkten in die Rezession getrieben. Der Immobilienboom während der Wende zum 21. Jh. machte Los Angeles zu einem der teuersten Pflaster der Nation. Und wieder ist die Stadt unter Druck: Ermuntert von der Überbewertung ihrer Grundstücke haben viele Angelenos über ihre Verhältnisse gelebt. Und plötzlich bedrohen sogenannte runaway productions die Filmindustrie. Wegen Kostendruck und Gewerkschaftskämpfen werden Dreharbeiten zunehmend ins günstigere Kanada oder in Steueroasen wie New Mexico ausgelagert.
Doch davon werden Sie als Gast nicht viel mitbekommen. Genießen Sie, was die lässige, kosmopolitische Stadt am Pazifik zu bieten hat – und das ist schließlich eine ganze Menge!